Berlin statt Kroatien

Eigentlich wollte ich ja nach Kroatien…

Meine Auslastung in der Firma ist momentan sehr gut! Dies war jetzt eine positive Formulierung der Tatsache, dass ich seit meinen letzten Ferien einfach viel zu viel zu tun hatte. Meine geplanten Ferien habe ich daher gestrichen und mich an den Gedanken gewöhnt, dieses Jahr keine längere Reise mehr zu unternehmen. Das wäre ja nicht so schlimm, aber dann fiel mir ein, dass ich somit kein Thema habe über das bloggen könnte und somit meine Leserschaft (von immerhin mindestens drei Personen!) vor den Kopf stosse. Der Pulitzer Preis rückt damit ebenfalls in weite Ferne! Das war der Moment wo die Idee in mir aufkeimte, nach Berlin zu fliegen!

Ideen wollen umgesetzt werden, daher bestieg ich letzten Freitag nach der Arbeit einen kleinen Propellerflieger von Skywork und rumpelte bald über die von einer warmen Herbstsonne beschienene Rollbahn meines Lieblingsflughafens. Die Sonne blieb in Bern zurück, denn als ich in Berlin landete, schüttete es wie aus Kübeln.

Ich hatte an dem Abend noch einen „Termin“. Wie es der Zufall so wollte, traten an diesem Tag meine früheren Couchsurfer Hannah und Ben in einer kleinen Bar in Neukölln auf. Die beiden kommen aus Neuseeland und leben momentan in London. Es wurde daraus ein echt schöner Abend mit guter Musik und noch besseren Gesprächen! Leider reisten die beiden am Samstag bereits wieder ab, so dass wir nur diesen Abend zusammen verbringen konnten.

Gestern auf einer Party erklärte mir eine junge Ukrainerin wie genau das funktioniert mit Berlin. Beim ersten Besuch mag man die Stadt überhaupt nicht, beim zweiten Besuch findet man sie interessant, beim dritten Besuch fängt man an, sie zu mögen und beim vierten Besuch verliebt man sich in die Metropole an der Spree. Es war mein erster Besuch in Berlin und was soll ich sagen – interessant fand ich die Stadt schon mal. Nicht schön, aber interessant. Die ganze Stadt wirkte auf mich unfreundlich und abweisend. Ich fühlte mich nie besonders wohl. Praktisch alle Sehenswürdigkeiten beschäftigen sich mit der nicht gerade mit Ruhm bekleckerte Vergangenheit der Stadt. Holocaust und Kalter Krieg sind allgegenwärtig. Die Gräueltaten dieser Zeit dürfen nie vergessen werden, aber was man bei einem Spaziergang durch Berlin sieht, grenzt schon an Selbstkasteiung. Monumente, Denkmäler, Museen und Ausstellungen – es nimmt kein Ende. Trotzdem: Der Besuch des Jüdischen Museums war ein grosses Highlight meines Berlin-Trips und ich kann jedem empfehlen sich dafür reichlich Zeit zu nehmen!

Am Sonntag wurde dann auch endlich das Wetter wieder etwas besser und so besuchte ich noch eine Stadtführung. Diese dauerte ca. sieben Stunden (zu Fuss). Da mein Flieger um 19:15 bereits abheben sollte, musste ich die wirklich lustige Gruppe nach ungefähr zwei Drittel der Tour leider bereits verlassen.

Was gibt es sonst noch zu erzählen über meine kurze Reise in die deutsche Hauptstadt? Ich glaube, ich werde langsam zu alt für Hostels. Meines war eigentlich echt klasse, aber ich teilte mein Zimmer mit sieben jungen Amerikanern. Als ich in den frühen Morgenstunden zurück kam, waren sie gerade dabei „Pflicht oder Wahrheit“ zu spielen. Zum Glück hatten sie kein Interesse mich dazu einzuladen. Hey, es gibt echt Dinge, die will ich von fremden Leuten nicht wissen! Aber die wählten leider nicht ein einziges Mal „Pflicht“!  Ach ja, und ich habe noch nie soviele Huren gesehen wie in Berlin! Ich meine ja nur…

Mit gemischten Gefühlen stieg ich in die Maschine die mich wieder in die Heimat brachte. Das Wochenende war keine Wucht, aber Berlin sollte man definitiv mal erlebt haben!

Aber eigentlich wollte ich ja eh nach Kroatien…

    

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