Begegnungen an der Donau

Nach einem eher langweiligen Herbst gelüstete es mich sehr nach einer letzten kurzen vorweihnächtlichen Reise. Da für dieses Wochenende ja noch ein Weltuntergang prognostiziert war, dachte ich mir, Wien sei ein schöner Platz um dem Ende ins Auge zu blicken. Ich war schon einige Male in dieser schönen Stadt an der Donau und sie ist einer dieser Orte an denen ich mich immer zuhause fühlen werde.

Der Weltuntergang wurde offensichtlich wegen tiefer Temperaturen auf unbestimmte Zeit verschoben und so konnte ich am Samstag die Stadt, ganz frei von Meteoritenschauern und Erdbeben, geniessen. Viele meiner Freunde mögen den Winter nicht. Aber ich finde, dass jede Jahreszeit ihre schönen Seiten hat und Wien im Winter hat etwas Magisches an sich. Im Verlaufe des Tages besuchte ich vier verschiedene Weihnachtsmärkte und das naturhistorische Museum. Ja genau, ich besuche gerne Museen (und auch Kirchen, wenn wir schon dabei sind) und dieses kann ich echt empfehlen.

Weihnachtsmarkt

Am späten Nachmittag traf ich mich mit Verena – einer frühreren Couchsurferin von mir – und ihrem Freund beim Weihnachtsmarkt am alten AKH. Nach etwa vier Bechern Glühwein und tollen Gesprächen dislozierten wir zu einem kleinen Restaurant um uns aufzuwärmen und unsere Mägen mit Kebabfleisch zu füllen. Ich vergass beinahe meine zweite Verabredung. Ich wollte noch auf eine Geburtstagsparty gehen von einem jungen Amerikaner, den ich nicht im geringsten kannte. Das hat mich aber noch nie besonders gestört. Allerdings war es schon etwas traurig, als ich dort ankam und das Geburtstagskind nur in Gesellschaft seines Bierglases in einer Ecke sitzen sah. Ich setzte mich also zusammen mit meinem eigenen Bierglas zu Ari in die Ecke und wir begannen eine spannende Konversation, die etwa drei Stunden andauerte. Andere Partygäste tauchten nicht auf und so beschlossen wir, noch ein paar andere Pubs auszuprobieren. Ari wurde mit steigendem Bierkonsum immer wie unterhaltsamer (nicht nur die Donau war blau an dem Abend) und so wurde es eine echt lustige Nacht, die ich so schnell nicht vergessen werde!

Den nächsten Tag liess ich langsam angehen. Zum Glück hatte ich nicht so viel getrunken wie mein neuer Kumpel Ari, aber die Nacht war lang und daher erwachte ich sehr spät. Ich wohnte ja in einem Hotel und dieses hatte ein echt tolles Frühstücksbuffet zu bieten welches ich in vollen Zügen genoss. Am Mittag nahm ich dann den Zug nach Bratislava. Die slowakische Hauptstadt lässt sie von Wien aus in einer guten Stunde mit dem Zug erreichen. Am Bahnhof wurde ich von zwei jungen Damen abgeholt. Ich kenne die beiden aus Bern – Ivana arbeitete da als Aupair und ihre beste Freundin Veronika war mit Ivanas Bruder zu Besuch und übernachtete damals bei mir. Am Bahnhof fragte uns ein Ehepaar aus Athen nach dem Weg in die Innenstadt und da wir ohnehin dahin wollten, packten wir die Beiden gleich beim Schlawittchen und liessen sie bis am Abend nicht mehr los. Das Wetter zeigte sich nicht gerade von der allerbesten Seite und vom Himmel fiel Eisregen der den Spaziergang durch die Stadt zu einer echten Schlitterpartie machte. Wer mich kennt, weiss, dass die Schwerkraft nicht mein bester Freund ist und somit verlor ich auf dem spiegelglatten Untergrund mehr als einmal die Bodenhaftung.

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Bei einem Becher heisser Schokolade (die in der Slowakei in etwa so dick wie Staldercreme ist) wärmten wir uns auf und bald gesellten sich Ivana’s Bruder Michal und sein Kumpel Rob zu uns. Wir hingen noch eine ganze Weile auf dem Weihnachtsmarkt rum bis sich Ivana und Veronika schliesslich verabschiedeten. Michal, Rob, die beiden Griechen und ich besuchten danach noch ein grosses Einkaufszentrum in der Innenstadt. Sofia, unsere griechische Begleitung, hatte an dem Tag Geburtstag und der ist für eine Frau ohne den Besuch eines Einkaufszentrums halt einfach nie zu 100% perfekt!

Michal und ich hatten Hunger und so kam ich in den Genuss von Súlance s makom – einer Art süsser Gnocci mit Mohn. Echt ‚ne Gute Sache! Am Bahnhof verabschiedeten wir uns von einander und schon bald sass die schweizerisch-griechische Delegation wieder im Zug zurück nach Wien.

Man könnte sagen, das Jahr hätte doch noch ein versöhnliches Ende gefunden. Nun habe ich zwei wochen Zeit um neue Pläne fürs neue Jahr zu schmieden!